Journal of Literary Theory Bd. 20, Nr. 2 (2026)

Jubiläumsheft »20 Jahre JLT«: Was bedeutet ›Literaturtheorie‹ heute?

Manuskripttermin: 15. Januar 2026

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Jubiläumsheft »20 Jahre JLT«: Was bedeutet ›Literaturtheorie‹ heute?

Was bedeutet ›Literaturtheorie‹ heute? Wie wird sie praktiziert; welchen Stellenwert nimmt sie in unterschiedlichen Fachtraditionen ein und wie lässt sich dieser Begriff vielleicht neu denken? Fragt man, was heute genau unter dem Begriff ›Literaturtheorie‹ verstanden wird, findet sich ein breites Spektrum an Verwendungsweisen, die sich u.a. darin unterscheiden, wie sie die Reichweite des Begriffs bestimmen, ob sie ihn deskriptiv oder als Wertausdruck einsetzen und wie sie sein Verhältnis zu verwandten Begriffen auffassen. Trotz der noch ab und zu vorkommenden Formel vom ›Ende der Literaturtheorie‹ scheint der Begriff geradezu inflationär verwendet zu werden. Literaturtheorie wird unter anderem aufgefasst als eigenes Arbeitsfeld in der Literaturwissenschaft, als systematische Konzeption des Gegenstands bzw. des Handlungsbereichs ›Literatur‹, als philosophisch-reflektierender Umgang mit literarischen Texten oder literarischen Phänomenen oder als Praktik des Theoretisierens neben anderen literaturwissenschaftlichen Praktiken. Er steht aber auch oft für die Übertragung von Theorien aus anderen Disziplinen auf den Gegenstand bzw. den Handlungsbereich ›Literatur‹ oder für jede Auseinandersetzung mit literarischen Texten oder literarischen Phänomenen unter Bezugnahme auf eine vorliegende Literaturtheorie oder ein theoretisches Konzept.

Einige dieser Auffassungen lassen sich miteinander vereinbaren, andere scheinen sich auszuschließen bzw. deutlich unterschiedliche Konzeptionen von ›Literaturtheorie‹ vorauszusetzen. Ausgehend von diesem Befund halten wir eine Diskussion für fruchtbar, die die verschiedenen, oft implizit bleibenden Auffassungen von ›Literaturtheorie‹, die aktuell vertreten werden, auf den Punkt bringt, miteinander vergleicht und gegeneinander abwägt. Dabei soll es nicht darum gehen, einzelne Literaturtheorien zu vergleichen. Das Ziel ist vielmehr, den Status, die Reichweite und verschiedene Bestimmungen des Begriffs ›Literaturtheorie‹ und des Gegenstandsbereichs, auf den er sich bezieht, zu diskutieren und auch neue Perspektiven für (den Umgang mit) ›Literaturtheorie‹ aufzuzeigen.

Die im Folgenden aufgelisteten Stichpunkte sollen das Themenfeld nur grob umreißen; auch Beiträge zu anderen Aspekten des Themenfeldes sind selbstverständlich willkommen.

Das geplante Themenheft hängt besonders eng mit unserem Zeitschriftenprofil zusammen. Die Frage, was eigentlich unter Literaturtheorie verstanden wird, hat auch Auswirkungen auf unsere redaktionelle Praxis: JLT lehnt recht viele eingereichte Artikel ab, nicht weil sie schlecht gemacht wären, sondern weil sie – eben nach unserer Auffassung von ›Literaturtheorie‹ – nicht zum Fokus unserer Zeitschrift passen. Viele eingereichte Beiträge konzentrieren sich auf Anwendungen vorliegender Theorien auf literarische Texte und Phänomene, jedoch nicht auf ›Literaturtheorie‹. Wir sind daher besonders an einer Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Auffassungen von ›Literaturtheorie‹ im Fach interessiert.

Wir bitten um die Einreichung der Artikel bis zum 15. Januar 2026 an die E-Mail-Adresse der Redaktion (JLT@phil.uni-goettingen.de). Artikel, die nicht für eines der Schwerpunktthemen bestimmt sind, können jederzeit und völlig unabhängig von den Manuskriptterminen der Hefte eingesandt werden.

Einreichungen werden von unserem internationalen Beirat in einem doppelt anonymisierten Peer-Review-Verfahren begutachtet und für die Publikation ausgewählt.

Weitere Informationen zum Journal of Literary Theory (JLT) sowie zur Einreichung finden Sie auf der Internetseite der Zeitschrift (https://jltonline.de/) oder des Verlages (https://www.degruyter.com/journal/key/jlt/html).

Das JLT veröffentlicht wissenschaftliche Artikel zu Fragen der Literaturtheorie, zur Methodologie der Literaturwissenschaften und zu den Methoden der wissenschaftlichen Interpretation von literarischen Texten. Daneben sind Artikel von Interesse, welche die Geschichte der Fächer erforschen, die mit Literatur befasst sind, und Artikel, welche die Praxis dieser Fächer empirisch untersuchen. Das JLT ist offen für interdisziplinäre Beiträge, die einen Bezug haben zu Literatur und Literaturtheorie, unter anderem aus den Sprachwissenschaften, den Digital Humanities, den Medien- und Kulturwissenschaften sowie der Soziologie, der Philosophie und den Kunstwissenschaften.

Das JLT hat einen dezidierten und exklusiven theoretischen Fokus. Einzelfallstudien werden nicht berücksichtigt. Darunter sind Studien zu verstehen, die einzelnen Autor:innen, literarischen Texten oder literaturgeschichtlichen Problemen gewidmet sind. Auch wenn in solchen Einzelfallstudien theoretische Fragen oder methodische Probleme als Voraussetzung für die eigentliche Untersuchung behandelt und Literaturtheorien in einem gängigen Verständnis ›angewandt‹ werden, ist das JLT nicht der geeignete Ort für sie.

Literatur

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Culler, Jonathan, The Literary in Theory, Stanford 2007.

De Man, Paul, Resistance to Theory, Minneapolis 1986.

Eagleton, Terry, After Theory, New York 2003.

Felsch, Philipp, Der lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte. 1960–1990, München 2015.

Felski, Rita, From Literary Theory to Critical Method, Profession (2008), 108–116.

Geulen, Eva/Steffen Martus/Carlos Spoerhase, JLT-Gespräch: Die Praxis der Literaturtheorie, JLT 18:2 (2024), 121–147.

Guillory, John, Cultural Capital. The Problem of Literary Canon Formation, Chicago 1993.

Huyssen, Andreas/Anson Rabinbach, Introduction: Transatlantic Theory Transfer: Missed Encounters?, New German Critique 44:3 (2017), 1–4.

Köppe, Tilmann/Simone Winko, Neuere Literaturtheorien. Eine Einführung, Stuttgart 22013.

Martus, Steffen, Zur normativen Modellierung und Moderation von epistemischen Situationen in der Literaturwissenschaft aus praxeologischer Perspektive, Scientia Poetica 20 (2016), 220–233.

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Williams, Jeffrey, The Death of Deconstruction, the End of Theory, and Other Ominous Rumors, Narrative 4:1 (1996), 17–35.


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Seminar für deutsche Philologie
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